Setzt man nun u = 60 m/s und nimmt einen durchaus realistischen Spin von v = 3000 U/min an, so ergibt sich an der Oberfläche eine Geschwindigkeit 2pvr = wr von 6,7 m/s. Dieser Betrag ist an der Oberseite des Balles zur Strömungsgeschwindigkeit zu addieren und an der Unterseite abzuziehen (Abbildung 15). Setzt man das Ergebnis in die Bernoulli-Gleichung ein, ergeben sich bei einer Höhe von h = 50 m: Aus der Rechnung wird erkenntlich, dass der statische Druck auf der Oberseite deutlich reduziert ist, und der Ball somit einen Auftrieb erfährt. Tait folgerte daraus, dass die Rotation und die Lage der Rotationsachse nicht nur für die Weite verantwortlich ist, sondern den gesamten Ballflug, d.h., die Flugbahn beeinflusst. Um die Jahrhundertwende erkannte man, dass zu den Reibungskräften an einem umströmten Körper wesentlich eine dünne Grenzschicht beiträgt. Diese Grenzschicht bildet sich unmittelbar an der Balloberfläche.
Innerhalb dieser dünnen Schicht bewegt sich die Luft sehr langsam. Wenn sich diese Grenzschicht bei laminarer Strömung auf der stromabgewandten Seite ablöst, entwickelt sich ein ausgeprägtes verwirbeltes Nachlaufgebiet, in dem starker Unterdruck herrscht. Dieser Unterdruck stellt einen starken Widerstand im Ballflug dar. Handelt es sich jedoch um turbulente Strömungen, wurde beobachtet, dass der Widerstandsbeiwert für den Ball drastisch abfällt. Der Grund dafür liegt darin, dass sich das Nachlaufgebiet verschmälert und somit den Druck Widerstand stark vermindert.
Für den Golfball ist eine geeignete, weil hochsymmetrische Lösung, folgende: Man ordne auf einem gleichförmigen Icosaeder, einem regulären 20-Flächer, die zwölf Ausnahmefälle an dessen Eckpunkten an. Dann fülle man in jedes der so vorgegebenen 20 gleichseitigen Dreiecke des Polyeders Kreise gleichen Durchmessers bzw. Sechsecke ein. Man nimmt die Verzerrungen, die auf der Kugel gegenüber einer ebenen Anordnungen auftreten, in Kauf. Wenn man für den Golfball n(n+1)/2 Kreise bzw. Sechsecke je Dreieck einfüllt, ordnet man 10n(n+1) Dimples in nahezu perfekter Weise zu den 12 Ausnahmefällen an. Für 21 Kreise pro Dreieck ergeben sich dann insgesamt 432 Vertiefungen. Für diese Anordnung der Dimples meldete in den 70er Jahren ein Hersteller von Golfbällen ein Patent an, so müssen die übrigen Firmen auf andere Methoden zurückgreifen.
Der Marktführer TITLEIST ist mit vorwiegend zwei unterschiedlichen Dimple-Mustern, die beide eine Flächendeckung von 78% aufweisen, auf dem Markt vertreten:
- Das 392-Dual-Dimple-Icosahedron-Muster (Abbildung 18 und Modell). Es basiert auf den 20 Dreiecken des Icosaeders, wird jedoch mit zwei leicht unterschiedlichen Durchmessern für die kreisförmigen Vertiefungen verwirklicht. - Das 416-Quadrilateral-Muster (Abbildung 18 ). Dafür wird die Balloberfläche in acht Dreiecke des Oktaeders unterteilt, jedes davon weiter in vier Vierecke. Es werden sieben verschiedene Dimple-Durchmesser benötigt..
- Größe: Der Ball darf nicht kleiner als 42,67 mm im Durchmesser sein. Es gibt kein Maximum. Kleine Bälle fliegen weiter, da sie den Luftwiderstand verringern. Bälle mit Übergröße (43,69 mm - 44,20 mm) sind vollkommen legal, und werden produziert, um eine möglichst gerade Flugbahn, d.h. keine Kurven nach rechts oder links, zu erzwingen, da sie allgemein eine niedrigere Spin-Rate (und somit auch Sidespin-Rate) besitzen. Der Nachteil der übergroßen Bälle: mehr Luftwiderstand, niedrigere Spin-Rate, weniger Auftrieb, weniger Weite.
- Gewicht: Er darf nicht mehr als 45,39 g wiegen. Es gibt kein Minimum; etwas schwerere Bälle würden nämlich weiter fliegen, da sich der Impuls vergrößert. - Geschwindigkeit: Die Geschwindigkeit des Balles beim Verlassen des Schlägers (entspricht nicht der Schlägerkopfgeschwindigkeit während des Treffpunkts) darf beim Test mit einer Maschine der USGA die Geschwindigkeit von 76,2 m/s bei einer Lufttemperatur von 23°C nicht überschreiten. Ein Spielraum von 2% (77,7 m/s) wird toleriert. Dabei ist die Temperatur nicht unwesentlich, da mit konventionellen Bällen bei 0°C nur etwa 93% der Weite erreicht werden können.
- Weite: Die Weite des Balles darf im Rahmen des Testverfahrens mit einer Maschine des USGA bei einer Schlägerkopfgeschwindigkeit von 48,8 m/s die Marke von 256 m plus einer Toleranz von 6% (271,4 m) nicht überschreiten. Doch damit ist kein absolutes Weitenlimit verbunden. Zum ersten lässt sich die Schlägerkopf-geschwindigkeit im individuellen Golfschwung erhöhen und zum zweiten lassen sich mit neueren Entwicklungen von Golfschlägern, für die keine quantifizierten Einschränkungen vorgesehen sind, durchaus noch Verbesserungen in der Flugweite der Bälle erreichen.
- Sphärische Symmetrie: Der Ball darf sich nicht, nach dem Treffpunkt an verschiedenen Seiten, im Flug unterschiedlich verhalten.
Das ist vor allem bei Schlägern mit großem Neigungswinkel der Fall, da sich hier die Schale in den Grooves (siehe Abbildung 20), verharkt, die Schlagfläche hinaufrollt und dem Ball somit eine starke Rückwärtsrotation verliehen wird. Bei einer härteren Schale wird der Ball an der schrägen Ebene eher hinaufgleiten als -rollen, was viel weniger Drall produziert. Die Balata Schale zum Beispiel, ist eine Art natürlicher Gummi der heutzutage synthetisch hergestellt wird und chemisch und physikalisch dem natürlichen Balata entspricht. Es ist die weichste Art aller Schalen, und ermöglicht maximalen Spin, was jedoch mit einer sehr kurzen Haltbarkeit der Schale verbunden ist. Im Gegensatz dazu wird die Surlyn Schale (thermoplastische Kunstharzverbindungen) von den Amateuren bevorzugt, da sie härter und somit haltbarer ist, jedoch nicht so viel Rotation ermöglicht. Das Innere des Balles, der Kern, ist die Energiequelle des Balles. Sie besteht, von Ball zu Ball verschieden, entweder aus einem Hartgummikern, aus einem flüssigen Kern oder aus einer Mischung verschiedener Kunstharze.
Manche Kerne früherer, gewickelter Golfbälle, sind mit einem bis zu 250 m langen Gummifaden umwickelt (Abbildung 21 und 22). Verschiedene Kombinationen aus Materialien oder Flüssigkeiten, angeordnet in bis zu vier oder mehr Schichten, verleihen dem Ball individuelle Eigenschaften, die sich auf Spin und Flugweite auswirken, jedoch hier nicht weiter erläutert werden sollen.